Prof. Dr. Katja Lembke
Direktorin des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover
Wollen wir die Kirche im Dorf lassen? Nein, es geht nicht darum, Übertreibungen zu vermeiden. Vielmehr stehen wir vor der Frage, welche Bedeutung Kirchen im öffentlichen Raum noch haben. Werden sie nur als Denkmäler einer vergangenen Zeit wahrgenommen oder sind sie lebendige Bestandteile einer aktuellen Lebenswelt? Liegen sie nicht nur sprichwörtlich in der Mitte des Dorfes oder sind sie umgeben von der quirligen Stadtkultur? Welche Bedeutung haben sie in Bezug auf den viel diskutierten Begriff der Heimat? Und heimat für wen, für die Alteingesessenen oder die Zugereisten?
Da ich viel auf Reisen bin, suche ich oft nach einer Verortung. Meist finde ich sie in den Gotteshäusern, die überall auf der Welt ein besonderes Gepräge haben. Die Art, wie sich Menschen zum Gottesdienst kleiden, die Liturgie, die Lieder, in welchem Ton die Predigt gehalten wird – all dies sagt viel über den Lebensstil und die Mentalität aus. Und ich genieße die besondere Atmosphäre des Ortes, die Aura, die Architekten mit Material, Farbe und Licht erzeugt haben.
Darum geht es der Stiftung KiBa: die Kirchen als Gebäude und als kulturelle Mittelpunkte zu erhalten. Die Ideen, wie dieses Ziel erreicht werden kann, sind so vielfältig wie die Kirchen selbst. Mit einem Taum für die Trauer, einer Pilgerstätte und einem „raumschiff“ haben wir unterschiedliche Akzente ausgezeichnet, die für viele andere sakrale Räume vorbildlich sein können. Denn: Ja, wir wollen die Kirche im Dorf lassen.