Ralf Meister
Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
Inszenierungen: ein Interessent möchte eine Kulturkirche für ein Musik-Festival nutzen. Eine fünfschiffige gotische Kirche, schlicht weiß mit einer eindrücklichen architektonischen Ausstrahlung. Kaum waren wir in die Kirche eingetreten, begann der Veranstalter vorzubringen, was alles verändert werden müsse, damit der Raum wirke. Es brauche eine neue Inszenierung.
Es gibt eine Inszenierungswut, die Ereignisse und Räume, Städte und Landschaften unter das Diktat aktueller menschlicher Aufmerksamkeiten stellt. Ursprüngliche Kraftzentren, traditionelle Prägungen und Entwicklungen gelten nicht mehr. Die initiative der Stiftung KiBa wollte mit ihrem Preis „Kirchen in Szene setzen“ bewusst etwas anderes. Sie nahm den Ausgangspunkt bei den Kirchbauschätzen und wollte sehen, mit welchen Ideen und Veränderungen ein neuer Blick auf die Kostbarkeiten dieser Gebäude und ihrer vitalen Gemeinden geworfen werden kann.
Wie können Anregungen für das diakonische, ökumenische, pädagogische, kulturelle und liturgische Leben einer Kirche so wirken, dass die Nachbarschaft, das Quartier oder eine ganze Stadt neu und anders auf diesen geistlichen Reichtum schaut? Die eingereichten Entwürfe beeindruckten allesamt durch die Weltoffenheit der Kirchengemeinden. Welche Kraft in der prägenden geistlichen Tradition von Kirchengemeinden liegen kann, zeigt sich in einer veränderten Blickrichtung auf und in einer attraktiven Indienstnahme der Kirchengebäude. Mögen die prämierten Initiativen beispielhaft wirken für viele andere Kirchengemeinden und ihren Umgang mit den Kirchen in unserem Land.